Vor dem Winterraum der Jamtal Hütte |
Unsere heurige Dieter-Aschauer-Gedenktour führt uns in
die Silvrettagruppe. 9 Teilnehmer treffen sich am 27.12. um 9 Uhr beim M-Preis
in See im Paznauntal, um neben einer Fleischkässtärkung auch den Proviant für
die kommende Tour einzukaufen. Da wir die erste Nacht im Winterraum der Jamtalhütte
geplant haben, will nicht nur das Abendessen, sondern auch der nötige
Flüssigkeitsvorrat besorgt werden.
Der Hüttenanstieg von Galtür zur Jamtalhütte misst rund 9 km und ist im Führer mit 3,5 Stunden angegeben. Aufgrund der geringen Schneelage und ebensolcher Lawinengefahr benutzen wir den Fahrweg, der in konstanter Steigung zur Hütte führt. Markus G. übernimmt für die gesamte Strecke die Spurarbeit, eine große Leistung.
Hüttenanstieg Jamtalhütte |
Am Ziel angekommen stellen wir mit Freude fest, dass
noch niemand anderer da ist und der auf 12 Personen ausgerichtete Winterraum uns
wahrscheinlich exklusiv zur Verfügung stehen wird. Der Ofen wird sogleich
eingeheizt, anschließend genießen wir noch die letzten Sonnenstrahlen vor der
Hütte.
Der Ofen leistet gute Dienste, allmählich erreicht der Winterraum
angenehme Zimmertemperatur. Zwei junge Münchner Burschen treffen jetzt noch
ein, wir haben aber keine Platzprobleme.
Am nächsten Tag starten wir, wieder bei wolkenlosem
Wetter, um 9 Uhr. Nach kurzer Abfahrt in den Talboden steuern wir die Reste der
Gletscherzunge des Jamtalferners an. Tatsächlich, auf rund 2.500 m, zeigt sich
bereits einiges an Eis.
Am linken Rand des Gletschers steigen wir mäßig steil
an, bis wir weiter ober über diesen Richtung Jamspitzen queren können. Die
Spurarbeit haben heute unsere zwei deutschen Burschen übernommen, die schon
viel früher von der Hütte losgegangen sind.
Die Gruppe ist zweigeteilt, die schnellen mit Rainer,
Markus T., Markus G. und Christian befinden sich schon im Gipfelanstieg zur
Hinteren Jamspitze, als der Rest erst das flacher werdende darunter liegende
Plateau auf etwa 3.000 m erreicht. Wir beschließen, direkt den Übergang in die
Schweiz beim Piz Urezzas (3.065 m) anzusteuern, wo wir auf die Besteiger der
Hinteren Jamspitze (3.156 m) warten.
Bald sind wir wieder vereint, nur Markus T. ist nach der
Jamspitze Richtung Galtür abgefahren, seine Stimme wird morgen beim Chorsingen
dringend benötigt. Am Rückweg wird er uns den Müll von der Winterraumnacht mit
ins Tal nehmen, Bravo Markus.
Die Abfahrt auf der Schweizer Seite ist etwas
durchwachsen, hier hat es noch weniger geschneit als auf der Nordseite. Der
Schnee ist zwar gut fahrbar und teils pulvrig, jedoch graben wir einige Steine aus,
sie sind oft heimtückisch versteckt. Alles geht gut, um ca. 14 Uhr erreichen
wir die Hütte.
Beste Stimmung vor dem Piz Buin |
Die Tuoi Hütte ist seit gestern geöffnet und wird von
der ausgesprochen freundlichen Wirtin Denise und ihrem Team bewirtschaftet.
Die Zeitspanne bis zum Abendessen um 18:30 ist noch
relativ groß und wird von uns auf verschiedene Weise überbrückt: vom
Nachmittagsschläfchen über den Konsum von Rösti bis hin zum wiederholten Genuss
des Appenzeller Quöllfrisch ist alles dabei. Das Nachtmahl lässt keine Wünsche
offen, besonderes das Rahmgeschnetzelte erfreut sich großen Anklangs. Der Abend
nimmt seinen Verlauf, wir sind wieder einmal mit Abstand die letzten, die um
rund 22 Uhr das Lager aufsuchen. Wirtin Denise setzt sich davor noch mit einer
Runde Schnaps zu uns und lobt uns für unsere Konsumationsfreudigkeit.
Ein durchschnittlicher Tourengeher trinkt bei ihr maximal einen Tee oder ein
Bier und legt sich nach dem Abendessen nieder.
Am Tag drei verlassen wir die Hütte um halb neun, nach
überraschend günstiger Zeche und herzlicher Verabschiedung von Denise.
Aufstieg zum Vermuntpass |
Gemeinsam mit einer geführten Gruppe steigen wir in
steilem, aber schneearmen Gelände zum Vermuntpass auf (2.798 m). Für die rund
550 Hm benötigen wir knapp 2 Stunden, Harscheisen werden gebraucht, ein
gebrochener Schistock muss repariert und die Schi müssen mangels Schnee zweimal
ausgezogen werden. Alle kommen gut am Pass an, nun sehen wir Richtung Norden
hinab ins Ochsental zur Wiesbadener Hütte und zum Silvretta-Stausee.
Am Vermuntpass |
Wir fahren erst einmal zur Hütte ab, um dort den weiteren Verlauf der Tour abzustimmen. Nach einer Rast an der windgeschützten Mauer der Wiesbadener Hütte und Besichtigung des großen und gut ausgestatteten Winterraums wollen wir zur Bieler Höhe abfahren. Der Plan, nochmals aufzusteigen und über das Bieltal abzufahren, findet keine Mehrheit, da die Schneelage sehr dürftig aussieht.
Zuerst können wir am Fahrweg ganz gut und relativ steinfrei abrutschen. Der Weg verflacht sich jedoch in der Nähe des Stausees, und dann heißt es sehr mühsam gut 2 km eben hinausschieben bis zur Staumauer. Nach etlichen Schweißtropfen ist aber auch dieses mühsame Teilstück geschafft.
Beim Silvretta-Stausee |
Auf der Bieler Höhe ist einiges los, hier gibt es einen
kleinen Schlepplift mit Piste und eine gewalzte Loipe hinaus nach Galtür. Vor
uns liegen noch rund 8 km, die nur zu Beginn ein gutes Gefälle aufweisen, anschließend
sind wieder lange Flachstücke im Schiebemodus zu bewältigen. Alle sind froh,
als wir endlich den Ortsteil Wirl erreichen. Ein Schibus will gerade abfahren,
wir springen noch schnell hinein und lassen uns bequem nach Galtür bringen.
Die verlorenen Kalorien werden in der Tiroler Stube am Hauptplatz in Galtür mit Schnitzel, Cordon Bleu und Rostbraten wieder aufgefüllt. Wir lassen die abenteuerliche Runde von Tirol über die Schweiz nach Vorarlberg und wieder zurück nach Tirol nochmals Revue passieren und stellen fest, dass diese drei Tage wie im Flug vergangen sind, es war immer kurzweilig und lustig, und ständig gab es was zu tun. Wolkenloses Wetter und allerbeste Kameradschaft waren die weiteren Zutaten, die diese Dieter-Aschauer-Gedenktour zu einem Erlebnis machten, das uns sicher in bester Erinnerung bleiben wird.
Die 3 Tagestour führte über 38 km und 2.100 Hm