Kletter-, Berg- und Radlwochenende in den Piccole Dolomiti

Blick vom Baffelan zum Monte Cornetto

Die kleinen Dolomiten befinden sich im südöstlichen Teil des Trentino, südlich des Pasubio. Sie sind zwar niedriger und kleiner als die richtigen Dolomiten, stehen diesen aber an schroffen Felsnadeln und steilen Wänden um nichts nach. Vor allem für Kletterer sind sie ein reizvolles Ziel, aber auch für den Radler und Bergsteiger gibt es hier viele Möglichkeiten. Vielfach ist man auf ausgesetzten Wegen und Straßen aus dem Ersten Weltkrieg unterwegs, war dieses kleine Gebirge damals doch hieß umkämpft.
Wir beziehen für zwei Nächte unser Quartier im Rifugio Campogrosso, ein idealer Ausgangspunkt für viele Aktivitäten.

Am Spigolo Faccio

Roger, Pete und Gerhard sowie Chrissi, Christian und ich wandern nun zum Fuß des Ersten Apostels, wo sich der Einstieg zum Spigolo Faccio befindet, ein luftiger Pfeiler im oberen vierten Grad, garniert mit einem steilen 5er-Aufschwung als Schlüsselstelle. Wir sind in zwei Dreierseilschaften unterwegs und genießen die schönen und festen Seillängen bis zum Gipfel, wo ein kurzer ausgesetzter Grat zum Abstiegsweg führt.


Am Ausstieg des Spigolo Faccio

Rainer, Mäx, Markus T. und Sepp St. machen heute eine Bergtour, zuerst auf den markanten Baffelan (1.793 m), und dann weiter über den Kamm des Sengio Alto zum höchsten Gipfel dieser Felskette, dem Monte Cornetto (1.899 m). Diese Überschreitung führt über luftige Bänder und durch zahlreiche kurze Tunnel von Scharte zu Scharte, ehe man den höchsten Punkt erreicht.


Am nächsten Tag verläuft das Klettern nicht ganz reibungslos. Roger, Pete und Gerhard steigen in die äußerst schwere Via Super-Baffelan ein, eine extrem steile Tour durch die 300 m hohe Ostwand mit konstanten Schwierigkeiten bis 6b. Der unerschrockene Roger hat heute aber seine beiden Nachsteiger etwas überfordert, nach rund sechs Seillängen müssen sie abseilen, weil die Kräfte heute nicht ausreichen.
Auch Chrissi, Christian und ich sowie Luggi und Andi, die beiden anderen Seilschaften, müssen heute umdrehen. Wir steigen in den Spigolo Solda, ebenfalls am Baffelan, ein und laufen aber bald auf mehrere italienische Seilschaften auf. Es gibt kein Fortkommen mehr, die Italiener haben die Tour richtiggehend blockiert. Auch die Stimmung am Stand ist nicht die beste, wir müssen uns einiges an Geschimpfe anhören, weil ich einen Versuch des Überholens gewagt habe. Wir seilen ab, um einen neuerlichen Krieg zwischen Österreich und Italien zu vermeiden und weichen auf eine kurze Klettertour am 2. Apostel aus.


Unsere 6 Radler fahren hinunter zum Pian delle Fugazze, um den Pasubio zu umrunden. Leider ist der heutige Tag ziemlich bedeckt und teilweise sogar neblig, sodass sie die großartige Umgebung nicht perfekt genießen können. Noch dazu verlangen die kühlen Temperaturen Handschuhe und Anorak. Die Runde führt über das Rifugio Papa zum Passo Xomo und dann von Osten wieder zurück zum Pian delle Fugazze.


Wir sind hartnäckig und wollen am letzten Tag doch noch für erfolgreiche Klettertouren am Baffelan nutzen. Deshalb sitzen wir Kletterer am Sonntag schon um sieben Uhr beim Frühstück, heute werden wir nochmals die gestern besetzte Solda-Führe (durch Hemmi, Chrissi + Christian und Luggi + Andi) sowie die Diretta Carlesso (Roger mit Pete + Gerhard) angreifen. Dank der frühen Stunde sind die Einstiege frei. Beide Touren sind Klassiker von berühmten Erstbegehern, wobei die Carlesso jedenfalls ein Stück anspruchsvoller ist.

Im Spigolo Solda

In rund vier Stunden arbeiten wir uns über diese schönen und steilen Kletterführen hoch und treffen, als hätten wir es ausgemacht, zeitgleich am Gipfel ein. Die Freude ist riesig, heute ist alles aufgegangen!

8 zufriedene Kletterer nach der Solda bzw. Carlesso

Die schönen Tage in den Piccole Dolomiti gehen beim Terminus am Brenner mit Pizza und Nudeln zu Ende! Ein großartiges Wochenende in einer tollen Gegend mit bester Kameradschaft und einer Riesenhetz liegt hinter uns!