Klettern in den Piccole Dolomiti

Monte Baffelàn, Direkte Ostwand "Carlesso" (IV-V, eine Stelle VI-)

Am Passo Campogrosso

Was tun, wenn eine Kaltfront aus Nordwesten alle Kletterpläne in den heimatlichen Bergen zunichte macht? Chrissi, Frank und ich haben einen Plan B: Möglichst weit nach Süden fahren, am besten in die Piccole Dolomiti. Dieser Teil der Lessinischen Alpen südlich des Pasubio beherbergt eine Reihe steiler Felstürme, die den Namen "Kleine Dolomoten" zurecht verdienen. Wir haben uns davon einen der markantesten Türme vorgenommen, den Monte Baffelàn. Mit seinen 1.793 m ist er zwar nicht besonders hoch, aber dennoch ein steiler "Zapfen" mit einer rund 300 m hohen senkrechten Ostwand.

Die Baffelàn Ostwand

Durch diese Ostwand führen Klettertouren zweier berühmter Erstbegeher, eine Soldà-Führe und die "Direkte Ostwand", 1935 von Raffaele Carlesso eröffnet. Einmal als Kletterer eine "Carlesso" zu begehen, das wär schon was, auch wenn es ernstere und schwierigere Erstbegehungen von diesem Großmeister gibt!

Wir steigen nach verkehrsreicher Anreise um 12 Uhr in die Carlesso ein, bester Fels, klassische Dolomiten-Absicherung und dazu gebohrte Ringe an den Ständen begrüßen uns. Bis zur Schlüsselstelle in der 6. Seillänge geht es gut voran, wenn auch die Wegfindung in der wenig gegliederten Wand einmal kurz Probleme bereitet. Mit guten Augen kann man aber immer wieder einen Schlaghaken zur Orientierung erspähen.

Spaß am Stand ...

... und in der Wand

Die Schlüsselstelle in der 6. Seillänge wartet mit einem anstrengenden Überhang auf, jetzt müssen alle Kräfte mobilisiert werden. Anschließend führen noch zwei sehr steile Längen zum Gipfelkreuz. Die Freude über die gelungene Tour ist groß, wir genießen das Gipfelglück aber nicht lange, da sich von Westen dunkle Wolken nähern. Im leichten Gelände klettern und steigen wir ca. 1 Stunde ab, und als wir beim Auto ankommen, fallen die ersten Tropfen, 15 Minuten später blitzt es rund um den Gipfel des Baffelàn bereits und nach weiteren 15 Minuten beginnt es zu hageln. Wir sind froh, dass wir gerade rechtzeitig das Auto erreicht haben.

Am Baffelàn

Die Polter-Mädels

Nach einer kurzen Pause bei einer Damentruppe, die gerade "Poltern" und uns auch an ihrer guten Stimmung inklusive Prosecco teilhaben lassen, verbringen wir den Abend und die Nacht im angenehmen Rifugio Campogrosso bei bester Kost, Rotwein und "Schnellen". 

Der nächste Tag ist leider sehr neblig, wir wandern mit der Kletterausrüstung zum Einstieg des "Spigolo Faccio" am "Ersten Apostel". Aufgrund des unsicheren Wetters entschließen wir uns aber, nicht einzusteigen und diese weitere schöne Tour für ein anderes Mal aufzuheben. Über die kurvenreiche Straße geht es hinunter nach Rovereto und gemeinsam mit sehr vielen Urlaubsheimkehrern über die Brennerautobahn nach Hause. Ein erlebnisreiches Wochenende in einer fantastischen Gegend!

Rifugio Campogrosso am gleichnamigen Pass

Hemmi