Die Oberst Klinke Hütte
Wir quartieren uns für 3 Nächte auf der Oberst-Klinke-Hütte (1.504 m) ein. Diese Hütte, erbaut anno 1940 als alpine Ausbildungsstätte für die deutsche Wehrmacht, kann bequem mit dem Auto über eine Mautstraße erreicht werden. Sie wird vom sehr freundlichen Osttiroler Wirt Marvin mit seiner ungarischen Frau Emmi bewirtschaftet, hier kann man schon ein paar Tage gut verweilen. Wir bekommen ein Appartement für sechs Personen, genau richtig für uns. Speis und Trank sind hier ebenfalls ausgezeichnet, vor allem das echte ungarische Gulasch von Emmi schmeckt hervorragend.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist nur, dass Marvin die Ausschank um ca. 7 Uhr abends zusperrt, eine sehr unchristliche Zeit, nicht nur für uns Wettersteiner. Allerdings öffnet er für den Abend ein sehr gemütliches Stüberl, in dem auch nach dieser Zeit noch kalte Getränke aus dem Automaten sowie Wein auf Bestellung erhältlich sind. So mussten wir an unseren drei Abenden auf der Hütte keineswegs Durst erleiden.Der Paradeberg Kalbling
Wer auf der Klinke-Hütte verweilt, der kann sich dem Paradeberg in diesem Bereich, dem Kalbling (2.196 m), nicht entziehen. Markant türmt er sich oberhalb der Hütte auf, seine Wände und Grate durchziehen unzählige Kletterrouten. Die bekannteste davon ist der Kalbling-Südgrat, mit V-/A0 oder frei mit VI- bewertet.
Diese Route zieht uns natürlich auch magisch an, wir probieren sie gleich am Freitag nach der ersten Übernachtung. Chrissi und ich bilden die erste, Börni, Markus und Christian die zweite Seilschaft. Hermann wird am Normalweg auf den Gipfel steigen. Wir kommen gut voran, die Schlüsselstelle bildet ein ausgesprochen luftiger Quergang (VI- oder A0) in der Wandmitte.
Auf den Gratabsätzen lassen sich spektakuläre Fotos machen. Die Ausstiegslängen fordern uns am Schluss ganz schön, schließlich steigen wir nach etwa 12 Seillängen am Westgrat aus und erreichen in wenigen Minuten den Gipfel.
Die Freude am höchsten Punkt ist riesig, wir genießen die gelungene Kletterpartie. Auch ein Dosenbier hat sich im Rucksack versteckt und wird jetzt geöffnet. Der Abstieg verläuft unschwierig auf einem Wanderweg, wir erreichen die Hütte um knapp vor 16 Uhr. Hier treffen wir Hermann, der die Nachmittagssonne im Liegestuhl genießt. Auch er hat den Kalbling erstiegen – eine stolze Leistung mit seinen 82 Lenzen!
Kalbling die zweite
Nach genussreichem Abend und erholsamer Nacht sitzen wir um halb sieben schon wieder beim Frühstück. Heute steht ein weiteres Kletter-Highlight am Kalbling auf dem Programm, die Route „Pelikan-Riebe“ im vierten Schwierigkeitsgrad. Wieder sind wir bis zum Nachmitttag unterwegs, auch in dieser Tour muss man ganz schön kräftig zupacken. Die letzte Seillänge ist die spektakulärste, sie leitet äußerst luftig aus der Wand. Alles kommen wieder gut hinauf, wir stehen zum zweiten Mal am Gipfel des Kalbling.
Nach vollbrachtem Abstieg erwartet uns wieder die sonnige Hüttenterrasse. Heute Samstag ist hier einiges los, auch etliche Übernachtungen sind angemeldet. Mit drei Niederösterreichern verbringen wir einen lustigen Abend. Chrissi hat heute die Gitarre dabei, es wird fleißig gesungen.
Abschluss Mödlinger Hütte/Reichenstein
Am letzten Tag, dem Sonntag, wechseln wir in der Früh mit dem Auto zur benachbarten Mödlinger Hütte. Von dort lässt sich der höchste Gipfel des westlichen Gesäuses, der Admonter Reichenstein
(2.251 m), erklimmen. Nach der Hütte steigen wir bis auf 1.905 m auf, dort beginnen ausgesetzte Kletterpassagen bis zum II. Schwierigkeitsgrad.
Heute ist aber bei uns die Luft schon ein bisschen heraußen, außerdem ziehen dunkle Wolken umher. Bald fällt die Entscheidung zum Rückzug, wir steigen wieder zur Hütte ab. Nach einer letzten Stärkung geht es zurück zum Parkplatz und anschließend über die Pyhrn- und Westautobahn nach Hause.
Ein fantastisches Kletterwochenende geht zu Ende, wir haben es in vollen Zügen genossen. Besonders freuten wir uns, dass Hermann mit von der Partie war. Eines ist gewiss: es war sicher nicht das letzte Kletterwochenende in dieser Art.
Hemmi